
 Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe
Versuch ich’s mich so kühnlich hoch zu heben,
Zu den Gefilden reiner Lebensstrahlen?
Und wag’ ich’s frech, mit schwacher Hand zu malen
Was Dir nur ziemt, das buntbewegte Leben?
Wie soll der Kinderzunge lallend Streben
Aussprechen, was des Mannes Kraft gesungen?
Wie soll des Menschen Stimme wiedergeben,
Was aus der tiefen Gotterbrust entsprungen?
O! wenn der Liebe ungestumer Drang
Mich trieb, dass ich das Heiligste entweihe,
Und zu berauschter, frecher Sünde zwang;
So schaue Du, aus der Verklarten Reihe,
Aus Himmelsharfen liebevollem Klang,
Und, wenn du mich nicht loben kannst, verzeihe!